
Was spricht gegen eine Eizellspende?
Die Eizellspende eröffnet vielen Frauen und Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch neue Möglichkeiten. Gerade wenn eigene Eizellen nicht mehr zur Verfügung stehen, ist sie oft die einzige Chance auf eine Schwangerschaft. Gleichzeitig gibt es aber Aspekte, die für Wunscheltern wichtig sind, bevor sie sich für eine Behandlung entscheiden.
In diesem Artikel beleuchte ich die häufigsten Bedenken und Herausforderungen aus Sicht der Empfängerinnen und Empfänger – damit du dir ein umfassendes Bild machen kannst.
Rechtliche Hürden: Was gilt im DACH-Raum?
Rechtliche Rahmenbedingungen sind einer der ersten Punkte, mit denen sich Wunscheltern auseinandersetzen sollten. Innerhalb des DACH-Raums gelten sehr unterschiedliche Regelungen.
Deutschland: Warum die Eizellspende hier verboten ist
In Deutschland ist die Eizellspende verboten, geregelt durch das Embryonenschutzgesetz von 1990. Begründet wurde dieses Verbot ursprünglich mit dem Kindeswohl: Man befürchtete eine sogenannte „gespaltene Mutterschaft“, bei der genetische und austragende Mutter nicht dieselbe Person sind. Diese Vorstellung galt als potenziell belastend für das Kind. Während Samenspenden erlaubt sind, untersagte der Gesetzgeber gezielt die Eizellspende.
Heute wird dieses Argument von vielen Fachleuten als überholt angesehen. Internationale Studien – zum Beispiel von der Familienforscherin Susan Golombok – zeigen, dass Kinder nach Eizellspende in stabilen und liebevollen Familien aufwachsen und keine besonderen psychischen Nachteile haben. Dennoch gilt in Deutschland weiterhin das Verbot, sodass Betroffene häufig für eine Eizellspende ins Ausland reisen müssen. Dort ist die Eizellspende zwar in den meisten europäischen Ländern legal, erfolgt aber je nach Land anonym oder offen – mit unterschiedlichen Konsequenzen für die spätere Auskunftsrechte von Kindern.
Schweiz: Zwischen Verbot und geplanter Legalisierung
Derzeit ist die Eizellspende in der Schweiz nach dem Fortpflanzungsmedizingesetz (FMedG, Art. 4) nicht zugelassen. Der Bundesrat hat am 29. Januar 2025 Eckwerte für eine Gesetzesrevision beschlossen, mit der die Eizellspende künftig legalisiert und klar geregelt werden soll. Das Gesetzgebungsverfahren läuft; bis zur Inkraftsetzung bleibt die Eizellspende in der Schweiz jedoch verboten. Erlaubt ist, eine Behandlung im Ausland vornehmen zu lassen; auch Vor- und Nachbehandlung sowie ärztliche Begleitung in der Schweiz sind möglich.
Fazit DACH: Ausland oft einzige Lösung
Für viele Menschen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ist daher eine Behandlung im europäischen Ausland (z. B. Spanien, Portugal, Tschechien, Dänemark) gängige Praxis – jeweils mit unterschiedlichen Modellen (anonym/offen), Altersgrenzen und Erfolgsraten. Es lohnt sich, die rechtlichen Rahmenbedingungen des Ziellandes vorab genau zu prüfen.
Medizinische Aspekte: Welche Risiken solltest du kennen?
Oft höre ich die Frage “Ist eine Eizellspende gefährlich?” Die klare Antwort lautet: Mit der richtigen medizinischen Begleitung ist das Risiko gering, dennoch solltest du dir über mögliche Nebenwirkungen und Komplikationen bewusst sein.
Eine Eizellspende ist ein medizinischer Eingriff, der für die Spenderin und die Empfängerin bestimmte Risiken und Belastungen mit sich bringen kann. Diese können bei guter medizinischer Betreuung minimiert werden, daher ist die Wahl einer guten Klinik essentiell.
Auch wenn die Eizellen von einer jungen und gesunden Spenderin stammen, spielt dein eigenes Alter eine Rolle für die Schwangerschaft: Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen wie Bluthochdruck, Schwangerschaftsdiabetes oder Präeklampsie.
Das bedeutet nicht, dass du dir Sorgen machen musst – viele Frauen bekommen nach einer Eizellspende gesunde Kinder. Es ist jedoch wichtig, diese Punkte realistisch einzuschätzen und mit deinem Arzt oder deiner Ärztin zu besprechen.
Ethische Fragen rund um die Eizellspende
Einige Wunscheltern beschäftigt auch die Frage der Anonymität. In vielen Ländern – etwa Spanien oder Tschechien – ist die Eizellspende anonym. Das bedeutet, dass dein Kind später keinen Anspruch bei der Klinik darauf hat, etwas über die Spenderin zu erfahren. Auch wenn es sein kann, dass sich die Spenderin in der Zukunft trotz der anonymen Spende über DNA-Plattformen finden lässt, ist dies für viele ein kritischer Punkt.
Darüber hinaus stellt sich die Frage des gerechten Zugangs: Eine Eizellspende kann mit erheblichen Kosten verbunden sein. Nicht alle Wunscheltern können sich diese Behandlung leisten, was eine gewisse soziale Ungleichheit mit sich bringt. Dies ist weniger ein persönliches, sondern ein gesellschaftliches Problem, das aber in deine Überlegungen einfließen kann.
Psychologische Aspekte: Gefühle, Zweifel, Offenheit
Neben den rechtlichen und medizinischen Themen gibt es viele emotionale und psychologische Aspekte, die bedacht werden sollten.
Für die meisten Frauen ist es am Anfang eine emotionale Herausforderung, zu akzeptieren, dass ihr Kind nicht ihre eigenen Gene trägt. Manche haben Zweifel, ob sie ihr Kind lieben können. Auch Männer erleben ambivalente Gefühle, wenn das genetische Material nicht von der Partnerin stammt. Diese Gefühle sind vollkommen normal und verdienen Aufmerksamkeit. Eine gute psychosoziale Begleitung kann hier sehr hilfreich sein. Denn die Studien zeigen, dass sich Sorgen und Zweifel bei guter Auseinandersetzung mit allen Aspekten der Eizellspende mit der Geburt zerstreuen.
Auch für das Kind kann die Frage nach der genetischen Herkunft wichtig werden. Geheimhaltung kann dem Kind schaden und Studien zeigen, dass Kinder, die früh und offen erfahren, dass sie mithilfe einer Eizellspende entstanden sind, in der Regel gut damit umgehen. Entscheidend ist die Haltung der Eltern: Offenheit und liebevolle Begleitung sind wichtiger als die Frage, ob eine genetische Verbindung besteht.
Fazit: So triffst du eine gute Entscheidung
Die Eizellspende kann für viele Menschen der Weg zum ersehnten Kind sein. Gleichzeitig ist es sinnvoll, auch die möglichen Herausforderungen zu kennen: rechtliche Unsicherheiten, medizinische Risiken, ethische Fragen und psychosoziale Themen. Wichtig ist, dass du dir Zeit nimmst, diese Punkte für dich persönlich zu reflektieren und dich umfassend beraten lässt.
Wenn du vor der Entscheidung stehst, können dir folgende Fragen helfen, Klarheit zu gewinnen:
- Welche Form der Spende passt zu mir – offen oder anonym – und was bedeutet das langfristig für mein Kind?
- In welchem Land passt die Altersgrenze und die Wartezeit auf eine passende Spenderin?
- Welche medizinischen Voraussetzungen bringe ich mit (Alter, Vorerkrankungen), und wie schätzt meine Ärztin/mein Arzt die Risiken ein?
- Gibt es bestimmte Merkmale bei der Spenderin, die mir wichtig sind? Ist es mir wichtig, Informationen über die Spenderin zu erfahren? Welche Kliniken ermöglichen dies?
- Wie möchte ich das Kind später altersgerecht aufklären – und welche Unterstützung wünsche ich mir dabei?
- Welche finanziellen und organisatorischen Grenzen habe ich – und welcher Klinikrahmen (Betreuung, Transparenz, Erfolgskennzahlen) gibt mir Vertrauen?
Mein Fazit: Informiert, gut begleitet und mit einer klaren Haltung zu Offenheit, Sicherheit und Kindeswohl lässt sich die Eizellspende verantwortungsvoll gestalten – als bewusste Entscheidung für eure Familie.
Häufig gestellte Fragen zu Bedenken bei der Eizellspende
Das Verbot beruht auf dem Embryonenschutzgesetz von 1990. Damals wollte man eine „gespaltene Mutterschaft“ vermeiden und das Kindeswohl schützen. Bei heutigen Debatten steht der Schutz der Spenderinnen im Vordergrund.
Das Hauptrisiko besteht in den möglichen Schwangerschaftskomplikationen, die mit zunehmendem Alter häufiger werden. Eine gute medizinische Aufklärung und Betreuung ist daher unabdingbar.
Das hängt von der Familiensituation ab. Manche Kinder wünschen sich Informationen über ihre genetische Herkunft, andere nicht. Wichtig ist, dass du von Anfang an offen mit deinem Kind umgehst.
Ob dir eine offene oder anonyme Spende lieber ist, wie du später mit deinem Kind über seine Herkunft sprechen möchtest und welche klinischen Rahmenbedingungen dir wichtig sind.
Indem du dich umfassend informierst, verschiedene Kinderwunschkliniken vergleichst und dir bei Bedarf auch psychologische oder psychosoziale Unterstützung suchst. Ein persönliches Beratungsgespräch kann helfen, die Vor- und Nachteile individuell abzuwägen.

Autorin: Dr. Yvonne Frankfurth
Egg & Nest ist mein Herzensprojekt.
Es vereint meine Forschung aus Cambridge mit Erfahrungen aus der Kinderwunschberatung.
Warum? Weil gute Entscheidungen Fakten brauchen – und ein Bauchgefühl, dem man trauen kann.




